Mittwoch, 23. Juli 2014

Colombo Sri Lanka

Es soll drei Regeln geben beim Reisen: 1. Nicht jammern, 2. Im Mami folgen, 3. Nicht streiten. Auf der Hinfahrt zum Bahnhof Luzern mit dem Auto fand ich noch wacker; dass das "nicht jammern" doch eher in "die Mühsahl mit Würde ertragen" umzubenennen sei. Nach nur bald 19 Stunden Reisezeit ist von der Würde nicht mehr viel übrig. Abwechselnd heiss und kalt, wenig bis fast gar kein Schlaf, gewürzt mit einer nicht zu vernachlässigenden Prise Nervosität fand ich doch wieder der Jammer-Ausdruck passender. Der Flughafen in Muskat Oman war voller Menschen, auf den Anschlussflug wartend, wünschte ich mich unsichtbar. Mit zwei blonden Jungs unterwegs; ein Ding der Unmöglichkeit. Nach einer ungemütlichen Wartezeit erschien endlich auf dem Bildschirm: WY373 10:40 Colombo Gate 21. 



Ausgestattet mit drei tollen Rucksäcken aus dem Rockstore rockstore.ch starteten wir am 21. Juli 2014. Um halb sechs Uhr gings mit dem Auto nach Luzern, dort einen kurzen Abstecher ans Blue Balls, noch schnell ein paar Thai-Nudeln für uns drei, man weiss ja nie wanns die nächste warme Mahlzeit gibt, und dann ab in den Zug nach Zürich. Herzlichen Dank für die herzliche Verabschiedung am Bahnhof. Jetzt konnte ich in den Zug steigen und davon düsen. Dreieinhalb Wochen Sri Lanka. Erst druch's Land reisen ein paar Tage, danach am Strand auspannen und surfen (probieren). Zu Hause geblieben erscheinen ein paar Wochen ein lange Zeit, ist man selbst der Reisende scheint es immer zu wenig zu sein. Bin gespannt ob es auch tatsächlich so ist. 


Wir waren im Nu am Flughafen von Zürich und fanden unseren Weg zum Gate. Rian bemerkte hoch erfreut, dass wir ohne "pips" durch den Check-in passierten. Im Flugzeug angekommen, bestaunte wir erst mal die Spielkonsole und die reiche Filmauswahl. Das Essen war wunderbar. Wir genossen den Luxus. Ans Schlafen dachte niemand. Irgendwann mal döste dann der Kleinste weg und auch der mittlerweile Grösste von uns dreien folgte seinem Beispiel. Ich schaute noch den zweiten Film zu Ende. Ich liebe französische Filme, und da ich sie zu Hause nicht auf dem Präsentierteller serviert bekomme, gönnte ich mir im Flugzeug gleich zwei davon. Die Flugzeit war dann doch zu kurz für mich. Es dämmerte schon halb als ich ans schlafen dachte. Von links leuchtete es orange durch die kleinen runden Fenster und hätte ich freie Sicht gehabt, unsere Sitze waren im Mittelgang, wäre meine Nase wohl plattgedruckt an der Scheibe geklebt.



Ortszeit um sechs Uhr landeten wir in Muscat im Oman. Amael warnte mich vor; die Luft sei beim verlassen des Flugzeuges am eindrücklichsten anders als bei uns zu Hause. Ich wollte ihm nicht so recht glauben. Als wir aber den ersten Schritt nach draussen wagten, wehte uns ein heisser, üppiger Föhnwind entgegen wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Vielleicht mag ich mich auch nicht mehr erinnern. Dieses mal wird es mir aber im Gedächnis bleiben. Im Bus liefen die Scheiben an, die Stangen waren Nass und Rian streckte mir seine Hand zum Beweis vors Gesicht. 

Beim erneuten Check-in suchten wir Rians iPod und für eine kurze Minute dachte ich, dass wir es nicht mal geschafft hatten bis zum ersten Zwischenstopp all unsere Sachen zusammen zu behalten. Die Zwischenlandung war anstrengend, müde wartete ich bis das Gate bekannt war. An Ausruhen war nicht zu denken,  die blonden Haare der Jungs und ich alleine als Frau unterwegs machten mich kurz etwas unsicher und ich versuchte mich möglichst unauffällig zu bewegen, was natürlich nicht gelang. Nach über einer Stunde erschien endlich das Gate und wir gingen in Richtung Wartesaal. Von nun an war es entspannter. Wir spielten Monopoly auf dem kleinen Gerät ohne das heute kaum noch jemand unterwegs ist. 

Bin ich mit dem Flieger unterwegs, gibt es für mich zwei Startpunkte: 1. wenn man in den Zug  steigt und die uns verabschiedenden Nichtreisenden aus dem Blickfeld verschwinden und 2. am Zielflughafen beim baggage claim, nachdem man all sein Gepäck bei sich hat. Dann fängt es richtig an, dann kommt die Vorfreude auf die Zeit die man vor sich hat. Mein "Schweiz-Sein" schicke ich gedanklich zurück nach Hause, lasse die Verpflichtungen hinter mir, entspanne, geniesse und staune.  



Wir waren also bei baggage claim und warteten vorfreudig auf den "richtigen" Beginn unserer Sri Lanka Reise. Wir hatten nur einen unserer drei Rucksäcke aufgegeben. Also hopp weg, Bus suchen und Radhika anrufen, unser Couchsurfing Host in Colombo. Koffer nach Koffer rollte über das Band, auch die ersten Rucksäcke. Unserer war nicht dabei. Langsam wurde ich ungeduldig. Ich sah mich bereits Sonnencreme einkaufen, Kleider für Amael suchen, den Rucksack anmelden und warten bis er irgendwie wieder zu uns kommt. Die Menge der Wartenden lichtete sich bereits, vollgepackte Wagen mit bis zu 8 Koffern und Taschen aufgetürmt schoben sich in Richtung Ausgang. Immerhin hatten wir jetzt bessere Sicht auf das Band. Rian sprang nach vorne zur Ausgabe, er wollte der Erste sein, der ihn sieht. Langsam kamen nur noch vereinzelt neue Koffer hinzu. Einige Koffer drehten bereits unermüdlich ihre Runden. Ich ging zu Rian nach vorne. Eine neue Ladung von Gepäck wurde aufs Band geladen. Und unser Rucksack war dabei. Ich umarmte meine Jungs und war froh, dass die Reise begann. 



Busbahnhof beim Flughafen links. Die freundlichen "Schlepper" fragten mich ob ich ein Taxi benötige, ich verneinte und sagte ich nehme den Bus. Sie wiesen mich in der eingeschlagenen Richtung weiter. Von weitem sah ich ein paar Busse stehen. Ich fragte einen Beamten, welcher nach Colombo Station fährt. Es sei der Erste. Ein moderner blauer Bus, ausgestattet mit kleinen Ventilatoren über jeder Sitzreihe. Wir stiegen ein. Telefon ein. SMS nach Hause, alles gut. Radhika unsere Gastgeberin nannte mir am Telefon ihren Bezirk. Ich verstand "schtaschawascha" und bezweifelte, dass uns mit dieser Angabe ein Three Wheeler ans richige Ort bringe. Sie soll mir doch ein SMS schreiben. Zum Glück verstand sie mich.  


Üppiges Grün wehte an uns vorbei. Rian schlief erzählend ein. Amael auch. Ich genoss die ruhige Bussfahrt. Eine halbe Stunde später verliessen wir die Autobahn und der Bus quetschte sich durch vollgestopfte Strassen. Rechts und links Markstände, dazwischen Töffli, Autos und Three Wheeler die uns überholten. Je 120 Rupien für die Fahrt. Am Busbahnhof in Colombo stiegen wir aus. Erst mal einatmen, das Chaos wirken lassen. Bereits mit dem ersten Fahrer verhandelte ich um den Preis. Jawatta Road. 1000 Rupien. Leider war die Strasse nicht auf der Karte, ich schätze die Entfernung auf 6 km, also etwa 300 Rupien. Er ging runter auf 700, ich suchte mir einen neuen Fahrer. Schlussentlich einigten wir uns auf 500. Das war wohl etwas zu viel, aber in Ordung für mich. Am nächsten Tag fragte ich bei Radhika nach, mit meiner ersten Schätzung wär ich richtig gelegen. Immerhin.


Die Fahrt war rassant, und der Fahrer stolz auf seine Fahrkünste wie ich später bemerkte. Er überholte, flitzte an anderen Fahrzeugen vorbei. Es war ein riesen Gedränge auf der Strasse, wie auch hinten im Three Wheeler zu Dritt auf der abgenutzten Bank mit unseren Rucksäcken. 

Radhika und Nik erwarteten uns bereits. Radhika ist wenig jünger als ich und hat einen Sohn von einem Franzosen. Bekannten erzählt sie er komme wieder zurück, das mache das ganze einfacher als alleinerziehnde Mutter. Nik hilft ihr mit ihrem Business. Sie organisiert Reisen in Sri Lanka. Er ist Engländer und seit 15 Monaten am Reisen. Er findet es interessant neue Menschen und ihre Religionen kennen zu lernen. Radhikas Sohn heisst Luis, er ist 17 Monate alt und ein richtig kleiner süsser Lausebengel. Seine Nanni ist ein junger Mann der auch hier wohnt, er kocht für ihn und schaut nach ihm wenn sie am arbeiten ist, oder gerade sonst beschäftigt ist. 
Wir sassen aufs Sofa, genossen den Ventilator und ein Glas Wasser. Sie fragte nach dem Vater der Jungs und so wurde das Gepräch bald persönlicher. Als Nik kurz in die Küche ging, erzählte sie mir, dass es im Moment gerade nicht so einfach ist. Nik trennte sich gestern von ihr und reist in zwei Monaten weiter. Sie war traurig. 




Zu siebt gingen wir ins neueröffnete Restaurant essen. Wir bestellten natürlich viel zu viel. Rian war so müde, dass er kaum gehen konnte. 
Ein langer erster Reisetag, der sein Ende auf einem Luftbett im Wohnzimmer fand. 



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